Zehdenick wird als Titelaspirant gehandelt. Gehen Sie da mit Herr Runge? / Interview mit der Fupa

„WIR WÜRDEN NIE VOM AUFSTIEG SPRECHEN“

Daniel Runge,Trainer des SV Zehdenick, weiß, dass er ein starkes Team hat. Aber die Liga will er nicht unterschätzen.
Im zweiten Jahr nach dem Aufstieg schloss der SV Zehdenick die zurückliegende Saison in der Landesliga Nord auf dem fünften Tabellenplatz ab – und das als bestes Oberhavel-Team. Nachdem im Sommer namhafte Neuzugänge präsentiert wurden, werden die Havelstädter hoch gehandelt. Stefan Zwahr sprach mit Trainer Daniel Runge über seine neuen Spieler, die Erwartungshaltung und den Abstieg des Ortsnachbarn.

Zehdenick wird als Titelaspirant gehandelt. Gehen Sie da mit?

Das bekomme auch ich immer mal wieder zu hören. Ich sehe es anders, da ich die Mannschaft im Training und in Testspielen sehe. Ich denke, dass wir unser Hauptaugenmerk erfüllt haben. Es ging darum, die drei Abgänge kompensieren zu wollen.Das ist gelungen. Dennoch werden wir Zeit brauchen, um uns finden und unser Spiel umsetzen zu können.

Mit welchem Ziel?

Ich möchte den fünften Platz aus der vergangenen Saison verteidigen. Alles andere, was kommen mag, das kommt. Der Aufstieg ist für uns aber überhaupt kein Thema. Wir haben uns noch kein konkretes Ziel gesetzt. Wir gucken uns die ersten fünf Spieltage an. Danach weiß dann jeder, wo er steht. Vorher werden alle Mannschaften damit umgehen müssen, dass sie nicht ihren vollen Kader haben. Im August und September ist nun mal Urlaubszeit. Trotzdem ist ein guter Start wichtig, um die Ziele erreichen zu können.

Die Saison beginnt mit dem Auswärtsspiel gegen Velten. Wie glücklich sind Sie mit dieser Ansetzung?

Letztes Jahr haben wir gegen Schwedt angefangen. Das ist auch nicht besser. Es ist eine sehr ausgeglichene Liga. Egal, gegen wen man spielt: Jeder will jeden schlagen. Das erste Spiel ist immer ein Highlight, wenn man zurück im Tagesgeschäft ist. Die Spieler freuen sich, dass es losgeht und die anstrengenden Wochen weniger werden. Und es macht doch Spaß, dass gleich ein Derby ansteht.
Davon gibt es nur noch wenige.

Werden Ihnen Borgsdorf und Falkenthal fehlen?

Ich hätte mir natürlich gewünscht, dass beide Teams dabei bleiben. Aber ich glaube, dass die Liga trotzdem interessant ist. Auf der anderen Seite ist es für jede Mannschaft immer ein Highlight, sich mit Gegnern aus dem eigenen Kreis zu messen. Darum fehlen Borgsdorf und vor allem Falkenthal schon, Letztere gerade zuschauertechnisch.

In der vergangenen Saison war Zehdenick bestes Oberhavel-Team der Staffel. Gelingt das wieder?

Klar war es schön, dass du bestes Team des Kreises warst. Wenn wir es schaffen, wieder vor den Kreisrivalen zu sein, wäre das eine schöne Sache. Mit Hennigsdorf und Velten haben wir aber zwei in dieser Liga etablierte Teams als Gegner, die über Jahre Brandenburgliga spielten.

Mit Optik Rathenow hatte Ihre Mannschaft vor wenigen Tagen einen etablierten Oberligisten als Gegner und verkaufte sich beim 2:6 sehr teuer. Birgt es Gefahren, sich so gut verkauft zu haben?

Nein. Die Jungs wissen die Leistung gegen so ein Gegner einzuschätzen. Sie sehen, die Vorbereitung läuft gut, weil sie körperlich gegen so ein Team mithalten können. Sie sehen aber auch, dass gewisse Dinge abgestellt werden müssen, um mitspielen zu können.

Welche wären das?

Wir haben das eine oder andere unnötige Gegentor bekommen. Ich denke, dass sie sich reflektieren können. Ihnen wurde aufgezeigt, wo die Grenzen im mannschaftstaktischen Bereich sind. Cleverness und taktisches Verhalten sind Dinge, an denen man arbeiten kann. Ich denke, die Mannschaft hat sich für eine gute Leistung belohnt. Aber es aber nur ein Spiel. Nun kommen 28 Partien, wo man immer zeigen muss, dass wir oben mitspielen möchten. Ich kann mir gegen keine Mannschaft einen schwachen Tag erlauben.

Im Vergleich zu den anderen Teams aus der Spitzengruppe hat Ihre Mannschaft mit 44 Treffern recht wenige Tore gemacht. Liegt da eine Schwachstelle?

Drum haben wir dort auch noch mal den Fokus auf die Qualität gesetzt. Auf den Außenbahnen haben wir mit Magnus Gaida und Luca Krüsemann zwei erfahrene Leute geholt, die nicht gerade torungefährlich sind. Aber der Fokus ist schon so, dass wir in der Abwehr stabil stehen müssen. Wenn man sich diese Bilanz anschaut, ist es so, dass wir mit die wenigsten Gegentore bekommen haben. Mit der Abwehrarbeit wollen wir so weitermachen und uns offensiv besser darstellen. Und wir haben da eine Steigerung drin. Das war schon in der Rückrunde zu sehen.

Würden Sie sagen, dass Sie wenige Tage vor dem Saisonstart Ihre Mannschaft schon gefunden haben?

Wer neue Spieler hat, benötigt Zeit, um Abläufe zu verinnerlichen. Das wird das Hauptaugenmerk sein. Qualität haben wir im Kader. Die Neuen müssen die Laufwege kennenlernen. Das haben wir auch letztes Jahr gehabt und trotzdem eine vernünftige Hinrunde gespielt. Und wir haben nicht extrem viel umgebaut. Im Kern und auf den Schlüsselpositionen blieben wir zusammen.

Gekommen sind auch Spieler aus dem Altlüdersdorfer Oberliga-Team und Oranienburg. Macht es Sie stolz, dass sich solche Kicker für den SVZ entscheiden?

Es spricht für die Arbeit des Vereins und die Leistung der Mannschaft, dass sich solche Spieler Zehdenick anschließen. Ich bin froh, mit solchen Spielern arbeiten zu können und dürfen. Es ist toll, wieder junge Leute gefunden zu haben, die den Weg mit uns gehen wollen.

Einige Trainer beklagen über Schwierigkeiten bei der Suche nach neuen Spielern, weil diese oft nicht bereit seien, sich in höheren Ligen zu quälen. haben Sie ähnliche Erfahrungen gemacht?

Es ist schon nicht ganz einfach. In unserem Kreis gibt es viele Fußballer, die das Niveau hätten, in der Landesliga zu spielen. Die Frage ist manchmal, ob sie die Motivation haben, regelmäßig zum Training zu gehen, um die entsprechende Leistung abrufen zu können. Damit haben viele Trainer zu tun. Trotzdem habe wir es geschafft, wieder diese Nadel im Heuhaufen zu finden.

Also haben Sie auch für Kevin Höpfner adäquaten Ersatz gefunden?

Ich glaube nicht, dass wir uns verschlechtert haben. Ich hoffe, und mein Gefühl gibt mir recht, dass Mark Moldenhauer der Richtige wäre. Das wird sich im laufe der Saison zeigen. Es ist immer ein empfindlicher Punkt, wenn du die Abwehr umbauen musst. Wenn wir da nun einen Oberligaerfahrenen reinstellen können, wäre das super. Kevin hat einen Bombenjob gemacht. Für uns war es selbstverständlich, ihm keine Steine in den Weg zu legen, wenn er es eine Liga höher in Sachsenhausen probieren möchte. Aber es ist schon so, dass wir gern mal mit dem Spieler zusammen in der Brandenburgliga gespielt hätten. Vielleicht gelingt uns der Sprung in zwei oder drei Jahren.

Sie wollen sich also in Stellung bringen?

Mein Grundprinzip ist es als Trainer immer, die Mannschaft weiterzuentwickeln. Da sind wir auf einem guten Weg. Die Zugänge können helfen. Andersrum man muss an jedem Spieltag abliefern. Wir würden nie vom Aufstieg reden. Wir starten in die dritte Saison in der Landesliga, wo wir zuletzt einen sensationellen fünften Platz belegt haben. Diesen wollen wir bestätigen. Alles andere wäre Utopie. Der Alterschnitt gegen Optik war bei 22 Jahren. Es wäre wahnsinnig, denen die Bürde aufzulegen, aufsteigen zu müssen. Da gehört viel dazu. Auch der Verein muss sich weiterentwickeln. Es kann so schnell gehen durch verletzte und gesperrte Spieler, und du hängst plötzlich unten drin.

Um Vierter oder Fünfter zu werden, musst du eine fast ideale Saison spielen.
Wen sehen Sie ganz vorn?

Ich denke mal, die üblichen Verdächtigen wie Schwedt und Premnitz. Und man muss immer wieder ein Auge auf die Ab- und Aufsteiger haben. Überhaupt gilt es, niemanden in der Liga zu unterschätzen. Einen klaren Favoriten wie in den letzten Jahren sehe ich nicht.

Prenzlau meldete sein Team ab. Wie sehen Sie diesen Fall?

Ich glaube nicht, dass der Hintergrund finanzielle Dinge waren. Vielleicht wurden im organisatorischen Bereich Fehler gemacht. Das kann ich nicht beurteilen. Es ist schade für die Liga, dass wir mit einer Mannschaft weniger spielen. Dass es nach der Meldefrist zur Abmeldung kam, finde ich nicht gut. Damit werden alle anderen Mannschaften bestraft.

Zu- und Abgänge des SVZ in der Übersicht:

Abgänge: Stefan Elor (Laufbahnende), Sascha Michael (SGMildenberg), Kevin Höpfner (TuS Sachsenhausen)

Zugänge: Eric Grüning (OFC Eintracht), Luca Krüsemann (RSV Eintracht), Robert Becker (OFC Eintracht II), Louis Huge (Falkenthal/A-Jun.), Magnus Gaida (SCO Velten), Marc Moldenhauer (SVA)