Interview mit Ronny nach der mäßigen Saison

Fupa-Bericht von Steffen Kretschmer
„JETZT MEHR GELD IN DIE HAND ZU NEHMEN, MACHT KEINEN SINN“

Beim SV Zehdenick wird die enttäuschende Saison aufgearbeitet. Ronny Erdmann ist trotzdem stolz, spricht über den Kader und Finanzen, sowie die Gerüchteküche in der Trainerfrage

Gemessen an den eigenen Ansprüchen ist die Ausbeute für den SV Zehdenick 1920 mit 39 Punkten aus 30 Landesliga-Spielen mager. Dass am Ende Platz zehn im Arbeitszeugnis notiert werden würde, hatten die Verantwortlichen vor der Saison so nicht auf der Rechnung zu stehen. Ronny Erdmann versucht das Problem zu ergründen.

Der SV Zehdenick hatte eigentlich geplant, unter den Top-Fünf der Landesliga zu landen. Dieses Ziel wurde klar verpasst. Ist Ihre Enttäuschung darüber dementsprechend groß?

Ich bin der Meinung, dass mit der Mannschaft mehr möglich gewesen wäre. Wir haben eine gute Hinrunde gespielt. Die zweite Saisonhälfte war dann aber katastrophal. Gefühlt haben wir nichts mehr gewonnen, weshalb ich natürlich sehr enttäuscht bin. Dafür haben wir in den vergangenen Jahren aber zumeist grandiose Spielzeiten abgeliefert. Eine schwächere Saison wie jetzt müssen junge Fußballer, wie wir sie haben, eben auch mal mitmachen.

Wie kam es zu dem Bruch nach der Winterpause?

Wir hatten nie dieselbe Mannschaft auf dem Platz. Berufsbedingt und durch zahlreiche Verletzungen haben immer wieder Spieler gefehlt. Das ständige Umbauen, vor allem in der Abwehr, die immer unser Prunkstück war, hat dann dazu geführt, dass es nicht mehr so gut lief.

Das klingt so, als würden Sie dem Team diese eine verkorkste Saison zugestehen. Jetzt sollte es doch aber wieder aufwärts gehen, oder?

Wir müssen und werden jetzt alles genau analysieren, was wir verändern können. Klar ist aber, dass der Aufwand, den wir betreiben, mit Platz zehn in keinem Verhältnis steht. Die Jungs haben es gut im Verein. Und dass sie sich wohl fühlen, zeigt unsere gemeinsame Fahrt nach Barcelona, zu der wir am Donnerstag aufgebrochen sind. Diese Reise haben sich die Spieler vom Munde abgespart und über ihre Mannschaftskasse finanziert. Der Zusammenhalt ist also da. Ich denke, dass man beim SV Zehdenick gute Bedingungen hat, um Fußball zu spielen. Deshalb darf man auch mal das Recht haben, sich negativ zu äußern und bestimmte Dinge einzufordern.

Ähnliches tun die Anhänger des Vereins. Gab es von dieser Seite Kritik?

Ich mache das jetzt seit zehn Jahren und kenne solche Kritik. Man muss einfach damit umzugehen wissen. Wir haben gute Fans, die, wie wir Verantwortlichen eben auch, verschiedene Sachen einfordern. Dann kommt es eben auch dazu, dass man Fragen beantworten muss. Aber jeder, der klar denken kann, weiß, dass wir begrenzte Mittel haben und es bei uns auf dem Land immer wieder eine Kunst ist, eine wettbewerbsfähige Landesliga-Mannschaft zusammenzubekommen.

Könnte genau das in der kommenden Saison zum Problem werden? Oft ist zu hören, dass die Mannschaft auseinander bricht.

Wir werden sieben Abgänge haben, von denen drei bei uns regelmäßig gespielt haben. Es bricht deshalb noch lange kein Team auseinander. Das Gerüst halten wir zusammen und einige Neuzugänge werden noch dazustoßen. Wir werden gut aufgestellt sein.

Heißt das, dass Sie mehr Geld als zuletzt in die Hand nehmen werden?

Wir haben jetzt über mehrere Jahre konstant gearbeitet. Wir können stolz auf die Mannschaft sein und auch darauf, was der Vorstand leistet. Jetzt mehr Geld in die Hand zu nehmen, macht keinen Sinn. Gerade wenn man sieht, wie sich andere Vereine zuletzt übernommen haben. Ich habe mein Budget für den Kader. Und wenn das nur zehn Euro sind, kann ich eben keine 15 Euro ausgeben. Wir werden uns nicht in Schulden stürzen, nur, um einmal mit Gewalt oben mitzuspielen, oder vielleicht in die Brandenburgliga aufzusteigen. Die Fans fragen auch immer nur, welche neuen Spieler wir holen. Es kommt aber nie die Frage, wer bleibt. Wir sind zufrieden mit den Jungs, die wir haben, und sind auch stolz darauf, dass einige Zehdenicker Jungs schon so lange dabei sind.

Nach dieser unbefriedigenden Saison ist auch Trainer Daniel Runge immer mal wieder Thema. Selbst Nachfolger werden schon gehandelt. Sitzt Runge noch fest im Sattel?

Die Gerüchteküche brodelt, das ist richtig. Das zeigt aber auch, dass wir ein interessanter Verein sind. Stand jetzt wird Daniel Runge auch in der nächsten Saison das Team betreuen. Wir hatten allerdings lange miteinander gesprochen und die Saison aufgearbeitet. Dabei kam auch die Vertrauensfrage auf den Tisch und ob er nach vier Jahren noch zu hundert Prozent die Kraft für diese Aufgabe hat. Nach einer solchen Spielzeit überlegt ein Trainer eben schon, ob er die Mannschaft noch erreicht. All das ist aber gegeben.