Interview mit unserem Manager – weiter so Ronny – support your local team

Ronny Erdmann, der Strippenzieher des SV Zehdenick

„Organisation war schon immer mein Ding“, sagt der Manager des SVZ. Ein Porträt.
Bericht von Stefan Zwahr – www.moz.de

Wenn am Freitagabend der neue Vorstand des SV Zehdenick gewählt wird, gehört auch Ronny Erdmann zu den Kandidaten. Einmal mehr. Der 43-Jährige geht bei den Havelstädtern in sein zehntes Jahr als Funktionär – und blickt stolz auf das Erreichte zurück.„Organisation war schon immer mein Ding. Ich hatte immer die Pfoten im Spiel, weil es mir Spaß gemacht hat“, sagt der gebürtige Zehdenicker, der in Klein-Mutz aufwuchs und beim dörflichen Sportclub aktiv war. „Wir haben mit ,Mutz’ in der Kreisliga gespielt. Das war damals die höchste Liga im Kreis und für so einen Verein schon ein Traum“, so Erdmann. Dieser feierte später auch im Dress von Zehdenick und Grüneberg Aufstiege.

Nebenbei brachte er sich auch schon im operativen Geschäft ein. „Das habe ich immer schon im Blut gehabt. Für mich war schnell klar, dass ich nach meiner aktiven Zeit was auf Funktionärsebene machen will.“ Optionen habe es gleich mehrere gegeben. „Ich entschied mich für Zehdenick. Das war meine Heimat.“

Dabei sei die Situation in Zehdenick damals sehr bescheiden gewesen. Ronny Erdmann stieg im Frühjahr 2009 ein.  Der SVZ kämpfte um den Klassenerhalt in der Landesliga – und das letztlich erfolglos. „Es herrschte der totale Umbruch, als ich anfing. Auch in finanzieller Hinsicht war nicht groß was los.“ Gerade einmal 18 Spieler hätten für zwei Männerteams zur Verfügung gestanden. „Es drohte die Abmeldung der Zweiten. Durch etliche Neuzugänge haben wir es aber geschafft, beide Teams zu halten.“

Rückblickend sagt Erdmann: „Ich bin nicht in einer Großstadt eingestiegen, wo der Verein auf Rosen gebettet war. Es war ein Kaltstart. Ich habe zum Start alles mitgenommen. Es macht mich stolz, wenn ich sehe, was der Verein in diesen Jahren  für eine Entwicklung genommen hat.“ Mit dem Vorstand sei es gelungen, die Karre aus dem Dreck zu ziehen. Der langjährige Vorsitzende Jürgen Manzel sei ein wichtiger Begleiter und Partner gewesen. „Ich bin froh, an der Seite von so einem Mann habe arbeiten zu dürfen.“ Gleiches gelte für Lothar Stabrey. „Meine rechte Hand. Wir haben viel erreicht und erlebt. Die Zeit will ich nicht missen.“ Und auch Frank Dittmann habe sich entscheidend eingebracht. „Mit ihm habe ich Sponsoren rangeholt und viele neue Partner gewonnen. So ging es bergauf.“

Mittlerweile könne man daher auf einem ganz anderen Level arbeiten. 2015 gelang der Aufstieg in die Landesliga, wo sich die Zehdenicker im oberen Drittel etabliert haben. „Die Zeit ist so schnelllebig, dass viele vergessen, wo wir hergekommen sind“, betont Erdmann. Der Aufwand sei immens gewesen. „Normalerweise ist das eine hauptamtliche Stelle. Vereine wie der SV Zehdenick sind längst kleine Wirtschaftsunternehmen. Mit ehrenamtlicher Arbeit hat das nicht viel zu tun.“ Erdmann arbeitet 40 Stunden die Woche als Einzelfallhelfer an der Regine-Hildebrandt-Schule in Birkenwerder. „Und so viele Stunden kannst du dann für den Verein eigentlich noch mal raufpacken.“

Der Stress und Einsatz habe sich trotz aller Entbehrungen (“Ich danke meiner Familie, dass sie das mitgemacht hat“) gelohnt, nicht nur durch den Einzug in das Kreispokalfinale (Niederlage gegen Altlüdersdof II) und den Staffelsieg in der Landesklasse (beides 2015). „Wir waren über Jahre immer oberstes Level, es hat nur nicht mit dem Aufstieg geklappt.“ Wichtig sei gewesen, dass alle im Verein ruhig blieben. „Andere hätten sicher die Segel gestrichen, wenn sie so oft Zweiter geworden wären. Wir sind aufgestanden und haben es neu probiert.“ Gerade die älteren und gestandenen Spieler, „die seit Jahren die Knochen hinhalten“, seien da zu loben. „Sie ernten jetzt die Früchte.“

Parallel dazu sei es gelungen, junge und talentierte Spieler an den Verein zu binden. „Das war uns wichtig. Wenn ich höre, wie es woanders abgeht beim Thema Geld, musste eine andere Denkweise her. Wir haben keine Lust mehr auf Söldner gehabt und fahren gut damit. Es ist wichtig, dass die Identifikation dabei ist.“ Wenn bei Verhandlungen die erste Frage nach dem Geld ist, könne der Spieler gleich gehen. „auch wenn er noch so ein Talent ist“. Dieses Selbstbewusstsein habe man sich hart erarbeitet. „Wir bieten beste Voraussetzungen, um in der Landesliga Fußball zu spielen. Und auch wenn viele glauben, es besser zu wissen: Hier hängt das Geld nicht an den Bäumen.“

Und das werde auch in Zukunft so bleiben. Was bringt die noch? „Wir haben uns vor der anstehenden Wahl natürlich unterhalten. Der Vorstand bleibt glücklicherweise fast komplett erhalten“, berichtet Erdmann – und kündigt für die Mitgliederversammlung (Freitag, 18 Uhr) eine Überraschung an. „Wir haben für den Vorstand einen Mann gewonnen, der Wirbel machen wird.“ Das Gremium habe sich für die kommenden Monate viele Sachen auf die Fahne geschrieben. „Es geht in Richtung 100-Jahr-Feier. Da gibt es viele Ideen und einiges zu tun.“ Auch die Anlage, die über einen generalüberholten Sanitärtrakt verfügt, soll sich weiter verändern. Noch in diesem Jahr wird eine Beregnungsanlage installiert. „Schön wäre auch ein neuer Belag für den Kunstrasen“, so Erdmann.

In sportlicher Hinsicht gehe es aus seiner Sicht darum, die erste Mannschaft in der Spitze der Landesliga zu etablieren. Der Aufstieg ist nicht das Ziel, aber mitreden wollen die Zehdenicker schon. Grundvoraussetzung dafür sei es, die Mannschaft zu halten. „Das ist mein erstes Ziel. Eventuell können wir uns auch noch auf ein, zwei Positionen verstärken. Wenn es dann mal mit dem Aufstieg klappen sollte, werden wir nicht Nein sagen.“

Ronny Erdmann liebt seine Tätigkeit – wenngleich es zwischenzeitlich auch Zweifel gegeben habe. „Es gab Momente, wo ich mir die Frage gestellt habe, ob ich das alles auf die Reihe bekomme.“ Gerade die letzten Jahre seien hart gewesen. Der Fußballverrückte wurde noch einmal Vater und baute das Familienheim um. In diese Phase platzten Angebote von anderen Vereinen. „Ich kann mit Stolz sagen, dass es Anfragen aus der Oberliga und von einem ambitionierten Regionalligisten gab. Ich musste absagen, denn die Familie geht vor. Ob du so eine Chance noch mal bekommst, kann keiner sagen.“ Was wäre wenn? „Ich würde es mir anhören. Zehdenick ist mein Heimatverein, aber wenn die Chance besteht, das beruflich zu machen, würde ich überlegen.“

GROSSE NAMEN

Beim SV Zehdenick gaben in den vergangenen Jahren Fußballgrößen und namhafte Vereine ihre Visitenkarte ab.

Jürgen Bogs fungierte bei den Havelstädtern als Trainer. Der frühere Meistercoach des BFC Dynamo (zehn DDR-Titel in Folge) wurde zum 1. Juli 2012 vorgestellt. Ein Vierteljahr später verabschiedete er sich Richtung Neubrandenburg – um im Juli 2014 zurückzukehren. Ein Jahr später trennten sich Verein und Trainer nach dem Aufstieg in die Landesliga.

Mit Jörg Heinrich ist ein Weltpokalsieger regelmäßiger Gast in Zehdenick. Der ehemalige Profi, der gerade mit Borussia Dortmund große Erfolge feierte, leitet seit Jahren ein Fußball-Feriencamp in Zehdenick. Das wird auch in diesem Jahr so sein, wenngleich der gebürtige Rathenower (einst beim SC Oberhavel Velten aktiv) aktuell als Co-Trainer beim BVB arbeitet.

Dass ein Mann aus der Bundesliga das Camp leitet (dieses findet unter bewährter Organisation von Ulf Backhaus vom 9. bis 12. Juli statt), mache es für die Kinder und Eltern noch reizvoller, bemerkt Ronny Erdmann. „Es ist sensationell, dass es Jörg trotzdem macht. Wir haben nahezu täglich Kontakt.“

Beste Verbindungen hat der Funktionär auch zu Traditionsvereinen. Dies zahlte sich gerade im Jahr 2016 aus, als in Zehdenick binnen weniger Wochen der 1. FC Union Berlin und Dynamo Dresden (beide 2. Bundesliga) zu Freundschaftsspielen begrüßt werden konnten. „Davor haben wir schon gegen Hansa Rostock und Union gespielt. Auch Energie Cottbus war schon da, damals noch als Bundesligist“, erinnert Erdmann.

Ein weiteres Highlight ist für dieses Jahr in Planung. „Da geht viel über Beziehungen“, betont der Manager. Die würden bei ihm mittlerweile bis in die Bundesliga reichen. „Es wird mehr, weil ich viel unterwegs bin. Kennst du einen, kennst du alle.“