Wird bald im Heinz Tamm-Sportpark gespielt? Bericht der MAZ

Nach Tod von Heinz Tamm: Zehdenicker Fußballer erwägen Umbenennung des Havelsportplatzes

Fußballkreis Oberhavel/Barnim: Zehdenicker trauern um verstorbenen Heinz Tamm. Womöglich trägt ihr Sportplatz bald den Namen des Ehrenbürgers und früheren Hertha-Spielers.

Lebenselixier Fußball“ hat er eines seiner vielen Bücher überschrieben – und damit einen Motor seines eigenen Wirkens benannt. Fußball war die wohl größte Leidenschaft von Heinz Tamm, sein Lebenswerk aber ging weit darüber hinaus. Auf und neben dem Fußballplatz trauern die Menschen um den Zehdenicker, der am 17. März im Alter von 94 Jahren verstarb – nur wenige Monate, nachdem die Stadt ihm die Ehrenbürgerschaft verliehen und damit seine Verdienste, aber auch seine außergewöhnliche Persönlichkeit gewürdigt hatte.

„Zehdenick verliert mit ihm eine Persönlichkeit, die zu jeder Zeit eine unbändige Lebensfreude und Lebensmut versprühte. Aus jeder Situation die positiven Momente zu ziehen, zeichnete Heinz Tamm bis wenige Stunden vor seinem Tod aus. Mit seiner Lebenseinstellung war er Vorbild und Freund für jeden, der ihn kannte“, sagte Bürgermeister Arno Dahlenburg am Montag. Die Lücke, die er hinterlasse, werde nicht zu schließen sein.

1000 Fans am Mutzer Weg

„Mich erfüllt Dankbarkeit und Freude, dass ich Heinz Tamm kannte und ihn so lange begleiten durfte“, kondolierte der Berliner Arzt Volker Heidecke. Er gehörte bis zuletzt zu den engsten Weggefährten. „Es war immer spannend und bereichernd, sich mit ihm zu unterhalten, gemeinsam mit ihm Fußball zu gucken oder durch Berlin zu spazieren.“ Eine seiner ersten Erinnerungen an Tamm führt Heidecke zurück auf den alten Sportplatz am Mutzer Weg und in das Jahr 1954. An einem grauen Mittwochabend lief das Nachholespiel der Aufbaumannschaft gegen Tabellenführer Motor Hennigsdorf. 1000 Fans harrten bei Regen und Gewitter aus. Volker Heidecke stand hinter dem gegnerischen Tor, als Heinz Tamm in der zweiten Halbzeit den Ball aus einer riesigen Pfütze schöpfte und am Torhüter vorbei in das linke Eck schoss. Es war der Siegtreffer für die Zehdenicker. „So etwas vergisst man nicht“, so Heidecke.

Aber auch abseits des Platzes war ihm Heinz Tamm ein wichtiger Freund. „Es war bewundernswert, welches Wissen er hatte, wieviel Ehrgeiz und wie ausgleichend er war, wenn irgendwo Konflikte zu schlichten waren. Kaum einer konnte so vermitteln, wie es Heinz Tamm konnte.“ An die Zehdenicker Fußballer richtete Volker Heidecke am Wochenende Worte, von denen er glaubt, dass sie Heinz Tamm in so einer Stunde gewählt hätte: „Ich wünsche jedem so viel Freude zu empfinden, bei dem, was er tut, wie ich es mein Leben lang tat.“

Ronny Erdmann will Umbenennung wieder anschieben

Für Ronny Erdmann vom SV Zehdenick war Heinz Tamm immer auch ein Vorbild: „Was er alles für den Verein getan hat, mehr geht nicht.“ Auch fußballerisch könne ihm keiner der Aktiven etwas nachmachen. „Er hat alles erreicht und mit über 70 Jahren noch bei den Alten Herren gespielt. Das ist schon Wahnsinn“, so Erdmann. Schon vor Jahren gab es Überlegungen, den Havelsportplatz nach Heinz Tamm zu benennen. Das würde Erdmann jetzt gerne wieder anschieben.

Heinz Tamm war mit 94 Jahren der älteste ehemalige Hertha-Profi. Im Sport, aber auch auf gesellschaftlicher Ebene hatte er durch seine Persönlichkeit und mit seinem Lebenswerk etwas Besonderes geschaffen. Das Wertvollste im zwischenmenschlichen Bereich waren seine Sachlichkeit und Bescheidenheit, die den früheren Standesbeamten zu einem Vorbild machten.