Geschichte

Hier auszugsweiese einige Kapitel aus dem Buch von Dr. Heinz Tamm „Rund um den Zehdenicker Fußball“(im Fanshop erhältlich)

An der Chronik interessierte Sportkameraden oder Vereine, die Anregungen für eine eigene Chronik suchen, können beim Herausgeber Sportverein 1920. Jahnstr. 4, 16792 Zehdenick  folgende von Dr. Heinz Tamm verfassten Bücher bestellen:
„Rund um den Zehdenicker Fußball“, 378 Seiten, gebunden;
„Die Jahre vor 2000 -Quo vadis Zehdenicker Fußball?“, 352 Seiten, gebunden;
„Das dritte Zehdenicker Fußballbuch“, 464 Seiten, gebunden.
Preis je Buch 10,00 zuzüglich Portokosten.

Aus den Anfangsjahren

Am 15. Januar 1920 wurde in dem am Markt gelegenen „Central-Hotel“ der Sportverein Zehdenick gegründet. Vorsitzender des Vereins war zunächst der Kaufmann Ernst Schmidtke und nach Jahresfrist der Lehrer Karl Füllgraf. Der Eintragung in das Vereinsregister folgte der Beitritt zum Verband Brandenburgischer Ballspielvereine. Das war gleichbedeutend mit der Mitgliedschaft im Deutschen Fußball-Bund. Der SVZ entschied sich für eine schwarz-weiße Spielkleidung und ein Vereinswappen, das vom Wappen der Stadt Zehdenick nur in der Grundfarbe abwich, zusätzlich jedoch noch die Initiale SVZ 20 enthielt.

Das erste Spiel der Vereinsgeschichte fand am 13. Juni 1920 gegen Germania Bergsdorf (10 : 5) statt. Noch im Jahr 1920 kam es zur Bildung einer Jugendmannschaft. Erste Gastmannschaft aus Berlin war Hertha 03 Zehlendorf (2 : 5). Die erste Punktspielserie wurde 1921/22 im Spielkreis „Löwenberg – Uckermark“ ausgetragen. In der heimatlichen Spielklasse stellte der SV Zehdenick in den ersten Jahren nur Mittelmaß dar und Meisterschaftsträume blieben zunächst unerfüllt. Im Juli 1923 gab es erstmals in Zehdenick ein Fußballspiel mit internationalem Charakter. Ungarische Sportfreunde des Vereins „Hungaria“ traten mit zwei Mannschaften an. Der Eintrittspreis betrug in der Inflationszeit für Nichtmitglieder 10000 M und für Mitglieder 5000 M.
Obwohl eine so fundierte fußballsportliche Chronik vorliegt, wie gegenwärtig wohl kaum in einem anderen Verein gleicher Größenordnung, kann der weitere Weg des SV Zehdenick in den folgenden Kapiteln hier nur knapp skizziert werden.


Zehdenicks Weg zu einer Fußballhochburg

Mitte der zwanziger Jahre ließ die von der Teilnehmerzahl gering besetzte Meisterschaftsrunde des heimatlichen Spielbezirks viel Raum für Freundschaftsspiele. So wurden viele sportkameradschaftliche Beziehungen zu anderen Vereinen geknüpft, insbesondere zu Berliner Mannschaften. Als Gäste waren zu Freundschaftsspielen in Zehdenick: VfB Hermsdorf, SC Karlshorst, FC Meteor, Concordia Wilhelmsruh, Hertha BSC, BSV 92, Berolina LSC, SC Hellas, Viktoria Charlottenburg, BFC Alemannia, Hertha 06 Charlottenburg, Bavaria Berlin, Helios, SV Dresdner Bank, BFC Realia, VfB Pankow u.a.
In der Spielserie 1926/27 wurde der SV Zehdenick Meister im Spielkreis Löwenberg-Uckermark und ließ die Konkurrenten Viktoria Templin, SV Gransee, Berolina Lychen, FC Rheinsberg und TuS Sachsenhausen hinter sich.
Vom Verband Brandenburgischer Ballspielvereine wurde die 1. Mannschaft der Zehdenicker in die 1. Klasse des Berliner Nordkreises eingegliedert. Im Frühjahr 1928 wurde der SV Zehdenick in dieser Klasse Meister vor Hakoah und Wacker 1900 und stieg in die Kreisliga auf, damals zweithöchste Spielklasse des Verbandes.
Das Meisterjahr des SVZ war auch der Beginn einer farbigen Palette fußballsportlichen Geschehens in der Stadt. Zehdenick war zu einer Hochburg des Fußballsports geworden, denn in vier Vereinen jagte man dem runden Leder nach. Außer dem SV Zehdenick, der immer Hauptträger des Fußballsports in der Stadt blieb, gab es nun noch eine Fußballsparte der Freien Turnerschaft 1905 und mit dem ASV Fichte und dem SV Neuhof zwei neue Fußballvereine. Die beiden Arbeitersportvereine wurden 1933 verboten.
Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges spielte der SVZ überwiegend im Norden und Osten der 1. Kreisklasse von Groß-Berlin. Lediglich von 1933 bis 1935 und mit Kriegsbeginn wurde der Verein aus dem Berliner Spielbetrieb ausgegliedert und musste an den Punktspielen in den Spielbereichen Löwenberg-Uckermark und Finowtal teilnehmen.
29 Zehdenicker Fußballer wurden Opfer des Krieges.

Die Jahre nach dem Krieg

Nach dem verheerenden Krieg war zunächst an eine Vereinsgründung nicht zu denken, da auf Grund interalliierter Abkommen keine deutschen Sportvereine bestehen durften. Erst 1946 konnte unter kommunaler Obhut die Sportgruppe Zehdenick gegründet werden. Die Organisation der ersten Fußballmeisterschaft nach dem Krieg lag in unserer Region in den Händen des Sportamtes Eberswalde. Erster Meister im Sportbezirk Eberswalde wurde in der Saison 1946/47 die SG Zehdenick. In dem Zwölferfeld wurden die nächsten Plätze von den beiden Eberswalder Mannschaften Nord und Süd, Finow und Prenzlau belegt. Im Jahr darauf belegten die Zehdenicker in dieser Klasse, die nun die Bezeichnung Brandenburg-Nord führte, den 3. Tabellenplatz.
Mit Beginn der Saison 1948/49 wurde in Zehdenick die kommunale Sportgruppe aufgelöst und am 1. September 1948 die Sportgemeinschaft Wacker gegründet. Die SG Wacker wurde in den folgenden drei Spielserien jeweils Herbstmeister, musste jedoch 1949 der SG Finow, 1950 der SG Gransee und 1951 in einer eingleisigen Bezirksklasse Brandenburg-Nord/Ost der SG Finkenherd den Titel überlassen. Im entscheidenden Spiel in Gransee waren 700 Zehdenicker Anhänger unter den Zuschauern, die in der Schlussminute das entscheidende Tor sahen.
Kurz nach Beginn der Spielserie 1950/51 gab es eine Strukturveränderung im Sport der Stadt. Der VEB Ziegelwerke übernahm die Trägerschaft und als BSG Chemie errangen Zehdenicks Fußballer in der nunmehr wieder geteilten Bezirksklasse ungeschlagen mit einem Punktverhältnis von 47 : 1 die Meisterschaft. Die Aufstiegsspiele zur höchsten Spielklasse Brandenburgs gegen Frankfurt/O., Cottbus, Potsdam und Rathenow waren durch die Neugliederung der Verwaltungsbezirke bedeutungslos geworden.
Ende der vierziger und Anfang der fünfziger Jahre war es in Zehdenick so, dass bei Erscheinen renommierter Mannschaften zu freundschaftlichen Begegnungen die gleiche Besucherzahl wie bei Schlüsselspielen der Meisterschaft erreicht, ja häufig noch übertroffen wurde. Zuschauerzahlen zwischen 2000 und 3000 waren keine Seltenheit. Mit Hertha BSC, Tennis Borussia, Union Oberschöneweide, Wacker 04, Spandauer SV, Tasmania und Minerve 93 gastierten Mannschaften mit klangvollen Namen in Zehdenick.

Die Bezirksliga – ein langes Zuhause

Mit der im Sommer des Jahres 1952 durchgeführten Verwaltungsreform wurden Veränderungen im Aufbau der Fußball-Spielklassen vorgenommen, u.a. in den neuen Bezirken Bezirksligen eingeführt. In der ersten Saison der Bezirksliga Potsdam waren die beiden Unentschieden gegen Motor Hennigsdorf die herausragenden Spiele für Chemie Zehdenick. Die Hennigsdorfer wurden Meister, die Zehdenicker waren mit ihrer Platzierung im Vorderfeld zufrieden. Von 1952 bis 1955 wurden alle Spiele auf dem traditionsreichen SVZ-Sportplatz am Mutzer Weg ausgetragen, da der Havelsportplatz umgestaltet wurde. Erstmals entstand dort ein Rasenplatz.
Nach Abschluss der Saison 1954/55 hatte der gewerkschaftliche Zusammenschluss der baustofferzeugenden Produktionsbetriebe zur Folge, dass in Zehdenick die BSG Chemie in die BSG Aufbau überführt wurde. Die beste Platzierung in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre erkämpfte die Aufbaumannschaft 1959 mit der Vizemeisterschaft in der eingleisigen Bezirksliga Potsdam. Drei Jahre später rangierten die Zehdenicker auf dem 1. Platz in der Nordstaffel, der zu dieser Zeit zweigeteilten Bezirksliga. Im Kampf um die Bezirksmeisterschaft unterlagen die Havelstädter aber dem Südmeister Jüterbog.
Nach zumeist sicheren Mittelfeldplätzen in den sechziger Jahren reichte es 1971 nur zum drittletzten Rang. Nach 17 Bezirksligajahren musste Aufbau Zehdenick den Weg in die Bezirksklasse antreten. Der Wiederaufstieg wurde auf Anhieb geschafft und die Bezirksliga dann weitere acht Spielserien gehalten. Meist war Aufbau jenseits von Aufstieg und Abstieg, wie auch das vordere Tabellendrittel der Serie 1973/74 ausweist: 1. Motor Hennigsdorf, 2. Ludwigsfelde, 3. Rathenow, 4. Premnitz, 5. Zehdenick.
Als die Bezirksliga Potsdam mit der Saison 1982/83 schon in das vierte Jahrzehnt ihres Bestehens ging, da war festzustellen, dass Zehdenick mit 26 Jahren Ligazugehörigkeit vor Neuruppin (25), Nauen (24) und Rathenow (22) zur „dienstältesten“ Mannschaft der Bezirksliga Potsdam avanciert war. Diesen Rang sollten die Zehdenicker bis zur Auflösung dieser Spielklasse noch an Neuruppin abgeben. Eine Durststrecke der Zehdenicker mit vier Jahren Bezirksklassenzugehörigkeit in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre war dafür verantwortlich.


Kapitel V

Der wiedererstandene SV Zehdenick 1920 e.V.
Am 29. Mai 1990 gründeten die Sportler der BSG Aufbau den Sportverein Zehdenick 1920 e.V. Damit war der SVZ 20, der für die Jahre 1920 bis 1945 auf hervorragende fußballsportliche Traditionen verweisen konnte, wiedererstanden. Sportlich hatte der wiedergegründete Verein nach dem Abstieg der 1. Mannschaft in die Bezirksklasse keineswegs eine gute Ausgangsbasis. Ein Abfinden mit dem Verbleib in der Bezirksklasse wäre weder dem Anspruchsniveau des Zehdenicker Fußballanhangs gerecht geworden, noch hätte es den großen fußballsportlichen Traditionen der Havelstadt entsprochen. So wurde der Aufstieg in die Bezirksliga anvisiert. Er misslang in der Spielserie 1990/91 denkbar knapp. Bei Gleichheit nach Punkten und in der Tordifferenz mit dem Aufsteiger ESV Elstal entschied die Anzahl der mehr erzielten Treffer. Dem SVZ fehlte nach 24 Spieltagen ein Tor zum Aufstieg.
Vor Beginn der Saison 1991/92 gab es klare Festlegungen für eine Umstrukturierung der Spielklassen. So stand auch für den SV Zehdenick in Abhängigkeit von der Platzierung die Frage, ob er in der nächsten Spielserie in der Landesliga, der Landesklasse oder der Kreisliga antreten würde. Nach Platz 1 in der Meisterschaft und siegreichen Qualifikationsspielen gegen Grün-Rot Wittenberge schaffte der SVZ den Sprung in die Landesliga. Unter großen Anstrengungen war es gelungen, den Verein sportlich und wirtschaftlich zu stabilisieren. So war in den nächsten vier Jahren die Fußballwelt in Zehdenick noch heil. In der Landesliga war das Team zwar kein Aufstiegsaspirant, hatte aber auch mit dem Abstiegskampf nichts zu tun. Das änderte sich in der Serie 1996/97. Der letzte Platz bei Saisonschluss bedeutete den bitteren Abstieg in die Landesklasse.
Der personelle Aderlass beim SVZ, altbewährte Spieler standen nicht mehr zur Verfügung und einige leistungsstarke junge Spieler wechselten den Verein, standen einem baldigen Wiederaufstieg in die Landesliga entgegen. So setzte der SVZ voll auf den talentierten Nachwuchs aus der eigenen starken Jugendabteilung. Stets ging die SVZ-Mannschaft mit einem sehr niedrigen Durchschnittsalter in die Saison. Über einige vielversprechende Ansätze kam man allerdings nicht hinaus. So musste man sich in den sieben Jahren mit der Zugehörigkeit zur Landesklasse begnügen. Fünfmal belegten die Zehdenicker Mittelfeld, einmal entging das Team knapp dem Abstieg. Im Mai 2004 konnte der SV Zehdenick den Wiederaufstieg in die Landesliga bejubeln.