Abbruch der Saison wäre die Hölle / Interview mit Ronny

Wie geht es weiter, wann kommt eine Entscheidung vom Verband? Fragen über Fragen.

Stefan Zwahr sich mit Ronny Erdmann / Bericht der MOZ

Zwölf Spieltage vor dem Ende der Landesliga-Saison steht der SV Zehdenick, der in diesem Jahr auf eine 100-jährige Vereinsgeschichte zurückblicken kann, auf Platz eins der Staffel Nord. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie ruht nun jedoch der Spielbetrieb, der erst nach dem 19. April seine Fortsetzung findet – wenn überhaupt. Manager Ronny Erdmann hofft, dass die Spielzeit noch nicht gänzlich beendet ist. Im Interview präsentiert er seine Idee, wie es weitergehen könnte.
Als Fan von Borussia Dortmund müssen Sie doch eigentlich für einen sofortigen Saisonabbruch sein, damit der FC Bayern nicht schon wieder Meister wird, oder?

Ronny Erdmann: Nein, das bin ich nicht. Die Bayern sind ja nicht so weit enteilt, dass da nichts mehr gehen würde. Und mein Herz schlägt ja auch für den 1. FC Union Berlin. Da arbeite ich im Lernzentrum und erlebe hautnah die aktuellen Entwicklungen mit. Darum sehe ich eher den negativen wirtschaftlichen Effekt, den ein Abbruch für Union mit sich bringen würde.

Glauben Sie also tatsächlich an eine Fortsetzung der Bundesliga-Saison?

Es wird weitergehen, da bin ich mir ganz sicher. Sicherlich werden die Spiele ohne Zuschauer stattfinden, aber die bringen das Ding zu Ende. Ein Abbruch wäre im Profibereich das Aus für viele kleine Vereine. Viele bewegen sich sowieso schon auf des Messers Schneide. Darum sage ich: Egal wann, aber bei den Profis wird weitergespielt.

Sind Sie auch mit Blick auf den Spielbetrieb in Brandenburg so optimistisch?

Leider nein. Im Amateurbereich wird es aus zeitlichen Gründen natürlich schwer werden. Bis Ende Juni lässt sich das kaum noch machen. Eine Fortsetzung der Saison wäre wünschenswert, aber die Verbände müssen einen Plan B haben.

Mögliche Szenarien gibt es viele. Von einer Annullierung der Saison bis zur Wertung nach aktuellem Stand scheint alles möglich. Haben auch Sie sich schon Gedanken gemacht?

Na, klar macht die sich jeder. Damit sollte man in der Öffentlichkeit aber vorsichtig sein. Ich will nicht der Klugscheißer sein. Klar ist, dass es keine Lösung geben wird, mit der alle Mannschaften leben können. Und es ist nicht mal auszuschließen, dass Vereine den Klageweg wählen, wenn sie mit den künftigen Entscheidungen nicht zufrieden sind. Die Vertreter der Verbände sind nicht zu beneiden, da es eine Situation ist, die es so noch nie gab. Man sollte in der jetzigen Zeit keine Vorschläge machen, die utopisch sind.

Gesetzt den Fall, es geht weiter: Welches Modell würden sie favorisieren?

Ich würde ein Playoff-Verfahren begrüßen. Das wäre eine Chance, um es allen recht zu machen, die um den Aufstieg mitspielen oder die sich im Abstiegskampf nicht einfach wehrlos geschlagen geben wollen.

Wie könnte das aussehen?

Vorstellbar wäre, dass die besten vier Mannschaften von oben und die vier Teams aus dem Tabellenkeller den Auf- und Absteiger ausspielen. Das ließe sich mit Hin- und Rückspiel in englischen Wochen machen.

Das würde bedeuten, dass auch unter der Woche gespielt wird …

Ja. Das halte ich für möglich. Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen. Darum könnte ein Trainingstag für Spiele genutzt werden. Für einen begrenzten Zeitraum lässt sich das für die Spieler auch beruflich steuern.

Nach diesem Modell wären pro Liga nur noch acht Teams im Einsatz. Was machen die anderen Mannschaften?

Für die wäre die Saison tatsächlich beendet. Für die Mannschaften, die im Mittelfeld stehen, spielt es doch nicht die große Rolle, wo sie am Ende stehen. Die Spieler wären sicher traurig, aber sie werden es verstehen. Für die anderen Truppen wäre es eine Chance, sich gegen unmittelbare Kontrahenten zu beweisen. Ein Abbruch hingegen wäre für die Topteams ein Tiefschlag, da die Arbeit der vergangenen Monate umsonst gewesen wäre.

Sehen das auch die Spieler des SV Zehdenick so, die momentan auf Platz eins stehen?

Klar wollen alle hoch. Ein Abbruch wäre für uns die Hölle. Gerade im Jubiläumsjahr wäre es bitter, wenn du als Tabellenführer einfach so aufgeben sollst.

Trainer anderer Vereine haben ihren Spielern Hausaufgaben gegeben. Halten sich auch die Zehdenicker Spieler einigermaßen fit?

Die trainieren viermal die Woche – natürlich jeder für sich mit einer Nachweispflicht gegenüber dem Trainer. Es ziehen alle mit ohne Jammern und Meckern. Ich bin total stolz auf die Truppe.

Wie gehen Sie als Manager mit der Situation um? Liegen die personellen Planungen auf Eis?

Wir sind in den Planungen und werden diese intensivieren. Leicht ist es nicht, da sich solche Gespräche am Telefon schwer führen lassen.

Planen Sie zweigleisig?

Meine Ansicht ist klar: Wenn es mit dem Aufstieg in diesem Jahr nicht funktionieren sollte, würde ich wieder angreifen wollen. Wir haben nun oben reingeschnuppert. Da will man dann natürlich mehr. Vor Jahren hätte ich das nicht für möglich gehalten, da wir die Landesliga immer als das Maximum für unseren Verein angesehen haben. Aber nun habe ich mich umstimmen lassen.

Die Corona-Krise bringt die Wirtschaft in die Bredouille, worunter auch der Sport leidet. Übersteht der SVZ diese Phase unbeschadet?

Wir wünschen unseren Partnern und allen anderen, dass sie die Krise gut überstehen. Von unseren Sponsoren ist noch niemand abgesprungen. Ich denke, wir sind gut aufgestellt. Und der Vorstand nutzt die Zeit, um zumindest Ideen für die Zukunft zu entwerfen. So sind wir in guten Gesprächen mit dem Bürgermeister, um auch die Anlage weiterzuentwickeln. Der Umbau des Kunstrasen-Areals ist ein wichtiges Projekt.