Urgestein-Duell im Oberhavel-Derby / Bericht der MAZ

Es ist das Treffen der Urgesteine. Während Enis Djerlek seit elf Jahren an der Seitenlinie des Oranienburger FC Eintracht steht, leitet Ronny Erdmann seit 15 Jahren die sportlichen Geschicke beim SV Zehdenick. Die beiden schätzen sich bereits seit Jahren, ein stetiger Austausch besteht seit der SV Altlüdersdorf-Ara von Enis Djerlek, die 2005 zusammen mit Hans Oertwig begann. „Damals war der SV Zehdenick noch einige Ligen tiefer, aber man hat immer gesehen wie dort mit viel Herzblut und Akribie gearbeitet hat“, beschreibt Djerlek seine Verbindung zu Erdmann, „dadurch hat man sich schätzen gelernt und auch geholfen, wenn es nötig war.“ Den SV Zehdenick bezeichnet Djerlek als Erdmanns Lebenswerk: „Ronny hat sein ganzes Leben für seinen Herzensverein geopfert.“ Auch Erdmann selbst beschreibt einen von gegenseitigem Respekt geprägten Austausch: „Er hat immer als Erster gratuliert, wenn wir den Klassenerhalt geschafft haben oder aufgestiegen sind, das prägt natürlich.“ Djerlek sei ein „ehrlicher Mensch“, mit dem sich Erdmann auch eine Zusammenarbeit vorstellen könnte. Der gebürtige Zehdenicker spricht dabei auch über einen Generationswechsel, der beiden Vereinen bevorstehen könnte: „Ich kann nicht für Enis sprechen, aber bei mir wird es doch langsam Zeit für einen Tapetenwechsel.“ In den eigenen Reihen spüre er immer weniger Anerkennung für seine geleistete Arbeit, viel

Selbstverständlichkeit habe sich über die Jahre eingeschlichen: „Von außen wird doch mehr gesehen, was wir eigentlich beim SVZ leisten.“

Sportlich bildet sich vor dem fünften Oberhavel-Derby in der Brandenburgliga ein ungewohntes Szenario ab. Erstmals seit dem Aufstieg der Zehdenicker 2020 steht man in der Tabelle vor dem großen Konkurrenten aus Oranienburg. Während die Zehdenicker einen standesgemäßen zwölften Tabellenplatz belegen, kommt der OFC mit Rang 14 den Abstiegsplätzen ungewöhnlich nah. „Man kann jetzt sagen, dass wir katastrophal in die Saison gestartet sind“, bilanziert Coach Enis Djerlek die ersten acht Partien. Lediglich einen Sieg konnte die Djerlek-Elf bis jetzt feiern, mit 17 Gegentreffern zeigt sich vor allem die Abwehr des Vizemeisters aus dem Vorjahr in schlechter Verfassung. „Wir haben in den letzten beiden Jahren immer die beste Defensive gestellt, mit den Toren, die wir derzeit kassieren, kannst du kein Spiel gewinnen.“ Den Ursprung für die derzeitige Lage sieht das Oranienburger Urgestein in der langen Verletztenliste: „In so vielen Jahren im Fußball habe ich noch nie so viele Ausfälle gehabt, vor allem auch in der Qualität.“ Aufgrund des großen Lazaretts möchte Djerlek seiner Mannschaft keinen Vorwurf machen, fußballerisch hätten es die übrig gebliebenen Jungs „es nicht schlecht gemacht“. Allerdings sorgten fahrlässige Fehler immer wieder für vermeidbare Gegentreffer.

Der Gegner aus der Havelstadt indes kommt gestärkt aus einem 6:0-Kantersieg über Victoria

Seelow in das Derby. „Da konnten wir uns den ganzen Frust von der Seele schießen, jetzt wollen wir unbedingt nachlegen.“ Trotz der langen Verletzungsliste beim Gegner sieht Erdmann den OFC weiter favorisiert, man wolle traditionell wieder über die Leidenschaft kommen. „Wir haben in dieser Saison schon oft Engagement gezeigt, wurden aber leider selten belohnt“, resümiert der sportliche Leiter die bisherige Saison. Beide Verantwortliche wollen eine kämpferische Leistung ihrer Mannschaften sehen, die einen, um den ersten Schritt aus der sportlichen Talfahrt heraus machen zu können, die anderen, um erstmals seit

2004 einen Pflichtspielsieg gegen die Oranienburger feiern zu können.